Unter 40-Jährige blicken mit Sorge in die Zukunft

Eine Studie von Peakon zeigt: Insbesondere Millennials und die Generation Z sehen die Pandemie als Bedrohung für ihre berufliche Karriere.

Weltweit ist die emotionale Bindung von Angestellten zu ihren Arbeitgebern – das sogenannte Mitarbeiter-Engagement – während der Corona-Krise gestiegen. Nur in Deutschland nicht. Was bedeutet das für Unternehmen hierzulande?

Die Krise verschärft sich, das öffentliche Leben wird eingeschränkter. Das stellt Personaler, Vorgesetzte und Angestellte gleichermaßen vor Herausforderungen. Aus unserer aktuellen Erhebung sehen wir, dass insbesondere Millennials und die Generation Z die Pandemie als Bedrohung für ihre berufliche Karriere ansehen.

Es gibt aber auch Bereiche, die sich während der Krise verbessert haben, wie gesteigerte Flexibilität, mehr Autonomie oder das ständige Gefühl, dass sich die direkten Führungskräfte um das Wohlbefinden ihrer Teammitglieder kümmern. Das haben wir gesehen, als wir 10 Millionen Datenpunkte von Angestellten weltweit untersucht haben; knapp eine Viertelmillion der Datenpunkte stammte aus Deutschland. Die Ergebnisse geben Unternehmen einen aufschlussreichen Überblick, was in den nächsten Monaten wirklich wichtig wird.

Remote führen wird wichtiger denn je

Im Vergleich zum Januar sind die weltweiten Umfragewerte beim Thema Mitarbeiter-Engagement im Juli um 2 Prozent gestiegen. Das zeigt: Die Motivation von Beschäftigten hat sich trotz Corona vielerorts sogar erhöht. Nur in Deutschland stagnieren die Werte.

Zudem haben wir gesehen, dass die Scores bei beruflicher Weiterentwicklung in Deutschland gefallen sind. Das ist nicht sonderlich überraschend: Da Unternehmen plötzlich ihre Strategie ändern mussten, konzentrierten sie sich zunächst mehr auf die Sicherheit ihrer Belegschaft in der Corona-Krise und den Übergang in Heim- oder gar Kurzarbeit als auf die persönliche Weiterentwicklung ihrer Mitarbeiter*innen. Nun sollten sie den Fokus allerdings wieder auf die Perspektiven ihrer Angestellten legen und gleichzeitig dafür sorgen, dass der Zusammenhalt erhalten bleibt. Gerade im Homeoffice, wenn wichtige Informationen nicht mehr auf dem Flur ausgetauscht oder Ideen beim Mittagessen diskutiert werden können, ist es wichtig, dass Führungskräfte lernen, remote zu führen. Denn am Ende verlassen Mitarbeiter*innen nicht das Unternehmen, sondern ihre Vorgesetzten.

Besonders junge Beschäftigte im Blick behalten

Wir haben uns angeschaut, ob Angestellte während der Pandemie das Gefühl hatten, sich beruflich weiterzuentwickeln. Zwischen Januar und Juli 2020 sind die Werte dafür gesunken. Dieser Rückgang wird vor allem von der Generation Z angeführt, die Werte der Millennials gingen ebenfalls zurück. Das steht in krassem Gegensatz zu den Werten von Babyboomer und der Generation X, deren Werte beim Faktor Weiterentwicklung anstiegen. Das verdeutlicht: Vor allem jüngere Beschäftigte blicken mit Sorge in ihre berufliche Zukunft – und sollten nun von Unternehmen besonders im Blick behalten werden.

Corona hat zwar viele Angestellte dazu gezwungen, ihre Rollen und Fähigkeiten anzupassen, aber das wird nicht ausreichen, um die Jungen auch künftig zu motivieren. Aus früheren Auswertungen unserer Daten wissen wir, dass eine stockende Weiterentwicklung einer der Hauptgründe für Kündigungen ist. Jetzt müssen sich Unternehmen darauf konzentrieren, eine agilere Lernkultur zu entwickeln und Tools einführen, mit denen Wissen unkompliziert über Belegschaften hinweg geteilt werden kann. Das wird alle Angestellte zum Lernen anregen, unabhängig von ihren persönlichen Umständen.

Ergebnis statt Präsenz

Wir konnten durch unsere Daten auch feststellen, dass Angestellte bedeutend autonomer arbeiten konnten und diese Freiheit sichtlich genossen. Die Zufriedenheit beim Thema Autonomie stieg bei Mitarbeiter*innen weltweit um 10 Prozent, in Deutschland gab es einen Anstieg von 6 Prozent. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Vermehrte Arbeit im Home Office und flexiblere Arbeitszeiten. Während des ersten Lockdowns konnten Angestellte erfolgreich beweisen, dass Heimarbeit für sie sehr gut funktioniert. In den letzten Wochen las ich vermehrt, dass die deutsche Unternehmenslandschaft die Mischform aus Heimarbeit und Präsenz anvisiert. Die Deutsche Post und auch der Autobauer BMW haben sich unter anderem in diese Richtung positioniert. Für Arbeitgeber hierzulande wird es also nahezu unmöglich sein, flexible Arbeitszeiten nicht auch künftig anzubieten, um die besten Talente an sich binden zu können.

Zudem haben wir uns angeschaut, wie es um mentale Gesundheit während der Krise stand und stellten fest: Unternehmen haben sich verstärkt um die Belange ihre Belegschaft gekümmert. Das ist toll und sollte nicht aus den Augen verloren werden. Unternehmen sollten also auch in Zukunft darauf achten, eine digitale Unternehmenskultur aufzubauen, die den Teamspirit aufrechterhält. Wichtige Maßnahmen wären beispielsweise: Ergebnis statt Präsenz, weniger und kürzere Online-Konferenzen und individuelle Peer-Gespräche. Wer seinen Angestellten klare Zielvorgaben gibt und sich regelmäßig in Einzelgespräche begibt, um sich Sorgen, Wünsche und Ideen anzuhören, wird merken, dass Führung auf Distanz ganz gut klappt.

Fazit

In den vergangenen Monaten ist die Belastbarkeit von Angestellten oft an ihre Grenzen gestoßen, die mit einem stärkeren Risiko an Stress und Isolation verbunden war. Dennoch beweisen unsere Daten auch: Beschäftigte hatten durchaus das Gefühl, dass ihre Wünsche und Bedürfnisse gehört wurden. Jetzt müssen Unternehmen alles daran setzen, diese Motivation auch über die nächsten Monate zu fördern und eine Unternehmenskultur etablieren, die auch online sehr gut funktioniert.

Published On: Juni 23rd, 2020 /

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